Erstes Einfamilienhaus in Leck an Kalte Nahwärme angeschlossen

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Redakteur
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Frank Christiansen( Stadtwerke Nordfriesland) Eigenheimbesitzer Gerrit Jessen und Thomas Kleiber (Stadtwerke Nordfriesland ) an der hauseigenen Wäremepumpe im neuen Eigenheim im Neubeaugebeit Leck, Mühlenberg II
Foto: Stadtwerke Nordfriesland

(CIS-intern) – Vor wenigen Tagen wurde das erste Haus im Neubaugebiet Leck, Mühlenberg II an das Kalte Nahwärmenetz (KNW) der Stadtwerke Nordfriesland GmbH angeschlossen. Gerrit und Svenja Jessen, Kunden der Stadtwerke Nordfriesland, hatten sich entschlossen, ihr Eigenheim im Baugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Bundeswehr zu errichten, dort wird jede Immobilie an das innovative Wärmenetz – der sogenannten Kalten Nahwärme – angeschlossen. Die vierköpfige Familie plant den Einzug für Ende Juni 2024.

Der Geschäftsführer der Stadtwerke Nordfriesland, Heinz-Gerhard Gülck, erklärt: „Eine sichere und bezahlbare Wärmeversorgung im Neubau sicherzustellen und dabei die wirtschaftlichen Gesichtspunkte nicht außer Acht zu lassen, ist ein wichtiges Ziel der Stadtwerke Nordfriesland. Die Gaspreise werden nachhaltig unter anderem aufgrund der CO2 Bepreisung steigen. Somit werden alternative Konzepte finanziell bedeutend interessanter als noch vor wenigen Jahren“.

Das Land Schleswig-Holstein hatte im Mai 2023 mitgeteilt, den Ausbau kommunaler Wärmenetze auch seinerseits fördern zu wollen. Bis 2040 will das Land klimaneutral werden. Gerechnet wird mit Investitionen von mindestens sechs Milliarden Euro, so die Berechnung von mehreren Stadtwerken in Schleswig-Holstein. Mit zehn Millionen Euro will das Land die Energieberatung ausbauen.

Frank Christiansen, Projektleiter für die Kalte Nahwärme verdeutlicht den Umfang des Konzeptes: „Im November 2022 startete im Neubaugebiet Mühlenberg II das erste KNW-Projekt in Leck. Im ersten Bauabschnitt werden 153 Haushalte mit Kalter Nahwärme versorgt, darunter eine Kita, eine Seniorenanlage sowie Ein- und Zweifamilienhäuser mit Grundstücksgrößen von 600 bis 700 m². Alle Gebäude werden dank des innovativen Konzeptes mit regenerativer CO2-neutraler Wärme versorgt; es besteht ein Anschluss- und Benutzungszwang.“

Joachim Pilz, Projektleiter Technik/Wärme bei den Stadtwerken Nordfriesland: „Mit dem Konzept ‚Kalte Nahwärme‘ haben wir eine zukunftsfähige Technologie mit echtem Pilotcharakter hier in Nordfriesland. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende.“  Für das Baugebiet in Leck wird ein Gesamtwärmebedarf von jährlich 1.521 Megawattstunden veranschlagt.

So funktioniert das KNW-Konzept der Stadtwerke Nordfriesland:

Um die thermische Energie aus dem Boden für den Einsatz in den Häusern des Neubaugebietes zu nutzen, werden unter den in dem Baugebiet geplanten Regenrückhaltebecken sowie unter den daran angrenzenden Grünflächen, im Erdreich, 1 – 5 Meter unter der Erdoberfläche, horizontale Kollektoren eingebracht. Diese bestehen aus langen Kunststoffrohrleitungen, durch die ein Gemisch aus Wasser und Glycol (Sole) zwischen der Erdwärmquelle und den Wärmepumpenanlagen im Haus zirkuliert. Die Sole fließt durch die Leitungen und nimmt dabei die thermische Energie aus der Erde auf, wodurch sie sich auf 5 °C bis 10 °C erwärmt. Im Haus angekommen, wird die Sole lediglich noch durch die Haus-Wärmepumpe, auf die benötigte Heiztemperatur erhöht und bereitet damit die Heizwärme und das Warmwasser.

Während der Heizperiode werden auf diese Weise 73,7 % des Wärmebedarfs durch die Quellenergie aus dem Erdreich gedeckt. Reicht diese Energie nicht aus, wird zusätzlich Strom zum Heizen benötigt.

Im Sommer kann das Prinzip umgedreht werden: die Häuser können dann über das KNW-Netz umweltfreundlich und kosteneffizient gekühlt werden und tragen gleichzeitig zur Regeneration des KNW-Netzes und der Erdwärmekollektoren bei. Dazu wird die Fließrichtung der Wärme einfach technisch umgedreht.